Lage XI.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

bei meinem ersten Heimaturlaub 2013 hat mir meine Mutter aus der „Passauer neuen Presse“ eine Seite raus gerissen: „Die zerbrechliche Kunst von Jingdezhen“ und als ich in Frankfurt ins Flugzeug stieg, fand ich in „Die Welt“ „In der Geburtsstadt des Porzellans – Vor 1000 Jahren entstand das weiße Gold erstmals in Jingdezhen. Ein Besuch“, den im Wortlaut fast gleichen Artikel.
Seitdem steht diese Stadt ganz oben auf meiner Reiseliste.
Nachdem mein Mann keine Zeit hat, und mir die Zeit davon läuft, hab ich mich vor 3 Wochen alleine auf den Weg gemacht. Peter’s TA (Team Assistentin) Rebecca hat mir ein Hotel ausgesucht (hatte aber gleich große Sorge, weil keiner vom Personal englisch spricht) und Peter hat die Flüge gebucht. 3 Tage Jingdezhen und 4 Tage Shanghai, da war ich nämlich auch noch nicht.

Am Montag fliege ich also von 7.00 – 10.00 Uhr nach Xi’an (hier ist die Terrakotta-Armee), nach 4 Stunden Aufenthalt geht’s um 13.55 weiter und nach 2 weiteren  Flugstunden bin ich um 15.50 Uhr Vorort. Mit mir steigen nur noch 17 Chinesen aus (war eine Zwischenlandung), was mich ein bissl stutzig macht. Vor dem Flughafen bin ich plötzlich von ca. 30 Taxlern umringt, die wild auf mich ein plärren. Ich steig ins erste ein, in der Hoffnung einen seriösen Fahrer zu erwischen, aber der weigert sich, sein Taxameter einzuschalten und für eine sehr kurze Strecke bezahl‘ ich 60 RMB (ca 8.50€), was mir aber dann auch wurscht ist, weil’s heftig regnet!

Im Hotel empfängt mich unfreundliches bis muffiges Personal, das gerade Daily Soaps auf dem Handy anschaut und sich durch mein Ankommen gestört fühlt. Man händigt mir eine Türkarte aus, sagt mir erst auf Nachfrage wo ich hin muss und überlässt mich meinem Schicksal. Leider hab ich wieder mal die Regenzeit erwischt – macht nix – ich dreh‘ trotzdem noch einen kleine Runde. Die Stadt sieht auf den ersten Blick ziemlich trostlos aus (noch dazu bei Regen). Hier ist die Zeit stehen geblieben. Ein einladendes Stüberl find‘ ich auch nicht, also geh ich auf mein Zimmer. Vorsichtshalber hab ich Proviant mitgenommen. Mit am Packerl Gummibärli und an Piccolo (hat Punsch-Temperatur, weil der Kühlschrank kaputt ist) mach ich es mir bei einem „Tatort“ gemütlich. Mein treu sorgender Gatte hat mich iPad technisch mit Presse und TV versorgt.

Das Frühstück ist sehr chinesisch, ich esse wenig – außer mir sind nur noch 2 Gäste anwesend.
An der Rezeption frage ich eine Chinesin, die etwas englisch spricht, wie ich in eine Porzellan Manufaktur käme. Sie bietet mir an, mich zu fahren. Der Verkehr ist Wahnsinn – dagegen ist Shenyang Labsal! Weniger Autos, aber tausende von Motorrollern, für die es KEINE Verkehrsregeln gibt! Dann – der Klassiker: sie bremst, weil ihr ein Roller die Vorfahrt nimmt, prompt fährt ihr ein anderer drauf. Der simuliert sofort einen Herzanfall, was ihm aber nix nutzt, weil sie ihn sehr lautstark zamm scheißt und damit droht, die Polizei zu rufen. Sie nimmt ihm 300 RMB (45€) für eine Delle in der Stoßstange ab und der Kaas is bissn! So regelt man hier Unfälle! Ich hab ihr dann auch noch 100 gegeben.

In der Porzellan Manufaktur kauf  ich nur ein paar Mitbringsel, alles andere ist nicht mein Geschmack und außerdem sehr teuer.

Jingdezheng - Porzellan Manufaktur
Jingdezheng – Porzellan Manufaktur.
Jingdezheng - Porzellan Manufaktur
Jingdezheng – Porzellan Manufaktur.

….und Vasen hab ich schon genügend!

Die Dame kassiert ihre Provision, war ja klar, und setzt mich im Zentrum ab. Hier pulsiert das Leben. Der ganze Stadtplatz ist ein großes Zocker-Paradies, es liegt ziemlich viel Geld auf den Kartentischen. So wie’s aussieht ist das auch legal, denn die Polizei schaut zu.

Jingdezheng - Kartenspieler
Jingdezheng – Kartenspieler.

Am nächsten Tag geh ich ins historische Porzellan Museum, gleich um die Ecke. Hier ist es wunderbar. Sogar die Mülltrennung ist stilvoll!

Jingdezheng - stilvolle Mülltrennung
Jingdezheng – stilvolle Mülltrennung.
Jingdezheng - Porzellan Museum
Jingdezheng – Porzellan Museum.

Eine Mädchengruppe spielt zur Freude der Touristen Klassik-Hits,
natürlich alles auf Porzellan-Instrumenten.

Jingdezheng - Mädchengruppe spielt Klassik-Hits auf Porzellan-Instrumenten
Jingdezheng – Mädchengruppe spielt Klassik-Hits auf Porzellan-Instrumenten.
Jingdezheng - Mädchen mit Porzellan-Instrument
Jingdezheng – Mädchen mit Porzellan-Instrument.

Der junge Mann töpfert

Jingdezheng - Töpfer.
Jingdezheng – Töpfer.

dieses sehr teure Geschirr.

Jingdezheng - Geschirr.
Jingdezheng – Geschirr.

In der Porzellan-Mall bin ich die einzige Kundin und in der ganzen Stadt hab ich keinen Westler gesehen. Mit meinen paar Brocken chinesisch wurschtl ich mich ganz gut durch.
Jetzt muss ich nur noch zum DEM Geschirr-Einkaufsmarkt, nach Porzellan-City, vielleicht springt mich ich ja doch noch was an! Was ich vorfinde erschlägt mich schier! Porzellan, soweit das Auge reicht! Ich werde fündig, Rebecca regelt telefonisch die Verschickung nach Shenyang und drückt auch den Preis noch ein bisschen.

Jingdezheng - Porzellan-City.
Jingdezheng – Porzellan-City.
Jingdezheng - Hinterhofbrennerei.
Jingdezheng – Hinterhofbrennerei.

In den Zeitungsartikeln habe ich auch über „Wannengde“ gelesen, einem Viertel in dem es kleine Familienunternehmen und Hinterhofbrennereien geben soll. Nichts wie hin! Sehr abenteuerlich. In keinem anderen Land der Welt hätte ich mich an solche Orte gewagt, aber wie gesagt, in China tut dir keiner was. Ein paar neugierige Blicke und Getuschel, das war’s.

Jingdezheng - Hinterhof.
Jingdezheng – Hinterhof.
Jingdezheng - kleines Familienunternehmen.
Jingdezheng – kleines Familienunternehmen.

Inzwischen ist es höchste Zeit, im Hotel meinen Koffer abzuholen und zum Flughafen zu fahren.

Mit einer Stunde Verspätung komme ich erst um 23.30 in Shanghai an. Leider fährt  der letzte Airport Express nur noch 2 Stationen und ich muss in ein Taxi umsteigen. Um diese Zeit geht’s nur  mit Festpreis, ich handle von 150 auf 130 RMB runter und bin dann weit nach Mitternacht endlich im Hotel!

Von Peter bekomme ich die Nachricht, dass sich zwischen Japan und Shanghai ein Wirbelsturm zusammen braut, und ich mich auf Unregelmäßigkeiten im Flugverkehr einstellen soll.

Shanghai ist eine moderne Stadt, hat aber historisch und kulturell nicht so viel zu bieten wie Peking. Mit dem „Hop off, Hop on“ Sightseeing-Bus gehe ich auf Erkundungstour!

Der sogenannte „Flaschenöffner“ ist 480 m hoch und ich bin ganz oben im 100sten Stockwerk!

Shanghai -  'Flaschenöffner' von unten
Shanghai – ‚Flaschenöffner‘ von unten.
Shanghai - oben (100. OG) im 'Flaschenöffner'
Shanghai – oben im ‚Flaschenöffner‘.

Am Freitag Nachmittag bekomme ich eine SMS, dass mein Flug am Samstag wegen des Hurrikan gecancelt wurde. Was tun? Rebecca, die gute Seele, setzt alles dran um noch für heute, Freitag einen Flug nach Shenyang zu bekommen – und – es klappt! Raus aus’m Bus, mit dem nächsten Taxi zum Hotel,  schnell alles rein in den Koffer, auschecken, ein Taxi bestellen und ab zum Flughafen.
Am Gate schnauf‘ ich erst mal durch! Jetzt wär‘ ein gut gekühlter Weißwein recht!
Verspätung – war ja fast klar, aber trotzdem ruhiger Flug!

….und zu guter Letzt: Am Samstag, den 18.7. sind wir mit dem Zug nach Peking gefahren zum Spiel:
FC Bayern : FC Valencia im „Vogelnest“ (so nennt man das Olympiastadion)
Wenn Peter’s Verein schon mal in der Nähe spielt MUSS man hin. ….Und dann noch 4 : 1 gewonnen.
49 000 Zuschauer, davon die meisten Chinesen im Bayern-Trikot! Beckenbauer und Rummenigge saßen 20 m von uns entfernt auf der VIP-Tribüne.
War eine super Atmosphäre! Um 6.00 Uhr früh waren wir wieder daheim!

Am Dienstag ging’s dann für 3 Tage allein nach Hongkong! Leider gibt’s da nicht viel zu erzählen, weil ich wieder die Regenzeit im Gepäck hatte. 2 Tage hat’s nur geschüttet was runter ging. Auf dem Hinflug hatte ich nur 3 Stunden Verspätung, in Hongkong stand ich 5 Stunden auf dem Rollfeld. Man nennt es hier schon „Spiesfluch“!

Das war’s wieder mal!

它很好, und frohe Grüße aus China

von Ihrer / Eurer
Annamirl

Beijing Bird's Nest vor dem Spiel des FC Bayern am 18. Juli 2015
Beijing Bird’s Nest vor dem Spiel des FC Bayern am 18. Juli 2015

Lagebericht X.

Hochverehrtes Publikum , liebe Freunde,

letzte Woche hatte ich Besuch von einer Freundin aus München, die ihrerseits vor kurzem Expat-Wife in Spartanburg (South-Carolina) war und mir bei diesbezüglichen Fragen immer beratend zur Seite steht.

Kurz und gut, die letzten 2 Tage ihrer Chinareise verbrachten wir in Peking – Sightseeing verbunden mit shoppen ist immer DER Ankommer, aber dazu später!
Als wir mit diversen Einkäufen beladen einem Taxi winkten, kam sofort eins, als hätte es schon auf uns gewartet. Ich war schon oft in Peking und kenn‘ mich mittlerweile dank meiner Freundin und Cousine (Expat-Wife in Peking), auch ganz gut aus. Nach kurzer Zeit fiel mir auf, dass der Taxifahrer Umwege fuhr und die Geldanzeige am Taxameter nur so durch ratterte. Zum Hotel  fuhr er nicht die Rampe rauf, sondern blieb an der Straße stehen.
Ich muss vorausschicken, dass ich was Falschgeld betrifft, vorgewarnt war und wusste, dass es hauptsächlich die Taxifahrer unters Volk bringen!
Der Fahrpreis betrug 60 Pingpong (normalerweise bei gleichem Verkehr 30) und ich gab ihm einen Hunderter. Diesen tauschte er blitzschnell, wie ein Trickbetrüger aus und gab  mir mit den Worten:“Bad Money!“ einen falschen zurück. In diesem Moment schrillten bei mir sämtliche Alarmglocken! Ich nahm den  Schein und sah sofort, dass es Falschgeld war. Dummerweise holte ich aus meinem Geldbeutel einen anderen Hunderter zum Vergleich und gewährte ihm somit Einblick in meine Finanzen. Er forderte mich lautstark auf, ihm einen anderen Schein zu geben (damit er den wieder austauschen konnte), 10 und 20er Scheine nehme er nicht! Wir wollten zum Hotel hoch um die Scheine kontrollieren zu lassen, was ihn sichtlich nervös machte. Ich sagte zu meiner Freundin: „Hol mal dein Handy raus und fotografier‘ seine Lizenz auf dem Armaturenbrett!“ Jetzt wurde er handgreiflich, packte sie am Arm und wollte ihr das Handy entreißen! Da kam er grad an die Richtige! Mit diesem Widerstand von 2 alten Weibern hatte er wahrlich nicht gerechnet! Ich schrie ihn an: „Du gibst mir jetzt sofort mei‘ Wechselgeld und dein falschen Hunderter konnst da sonst wo hiestecka!“ Er gab mir tatsächlich 40 Pingpong raus und uns viel schlagartig ein: „Wir haben unsere Einkäufe (nicht zu knapp) noch im Kofferraum!“. Meine Freundin: „Hol die Taschen raus, ich bleib solange sitzen!“ Er schrie noch um sich schlagend: „Fuck You!!“, „Fuck you selber!“, öffnete aber dennoch den Kofferraum. Ich riss die Taschen raus, Kristin flüchtete aus dem Taxi und selbiges rauschte mit offenem Kofferraum und quietschenden Reifen davon. Erst jetzt merkten wir, dass wir ganz schön Herzklopfen hatten, freuten uns aber diebisch und waren stolz, dass wir 2 alten Ladies einen Betrüger in die Flucht geschlagen haben. Dem wird ganz schön die Muffe gehn, weil er ja nicht sicher sein kann, ob wir ein Foto gemacht haben oder nicht. Ich hab gehört auf die Verbreitung von Falschgeld gibt’s Gefängnis – und das möchte keiner von innen sehn! Der wird sich so schnell nicht mehr mit 2 grauen Panthern anlegen!

Weil wir schon bei Peking sind: Die Luft ist nicht so schlecht wie ihr Ruf, manchmal hat’s sogar „Bad Birnbach“ Werte!

Beijing - am Tian'anmen Platz
Beijing – am Tian’anmen Platz – Eingang zur Verbotenen Stadt

Meine Cousine und ihre Freundin haben mir die schönsten historischen Plätze und besten Einkaufsmöglichkeiten gezeigt. Dadurch, dass Peter auch in Peking ein Büro hat, sind wir ziemlich oft vor Ort und wir 3 Mädels ziehen dann immer los. 1 Tag Kultur – 1 Tag Markt. Auf diese Weise hab ich auch den „Secret-Market“ kennen gelernt. Der ist so geheim, dass man ihn nur durch weiterflüstern findet!
Man geht durch einen finsteren und ziemlich ramponiertem Abgang 2 Stockwerke in den Keller, wendet sich nach rechts und steht vor einem Vorhang aus künstlichem Efeu. Dahinter befindet sich rechts nochmal ein Efeuvorhang, hinter dem sich eine Tür ohne Klinke, aber mit Kamera befindet. Hier klopft man an und wird eingelassen. Chinesen haben keinen Zutritt, weil man Angst vor einer Anzeige hat! Man befindet sich nämlich im „Fake-Produkt-Piraten-Paradies“!

Kulturell hat Peking natürlich auch viel zu bieten:
Die Verbotene Stadt,

Beijing- Verbotene Stadt
Beijing- Verbotene Stadt

den Sommerpalast,
den Lama-Tempel,

Baustelle
Baustelle

eine Rickschafahrt durch die Hutons (das sind die alten tradionellen Häuser),

Hutons in Beijing
Hutons in Beijing

das Urbanplaning-Museum,
den Tian’anmen Platz mit Mao Mausoleum (den ich mir natürlich nicht anschau!! den Mao!) und der Großen Halle des Volkes

Große Halle des Volkes
Große Halle des Volkes

…..mein absoluter Favorit ist der Himmelstempel!

Himmelstempel - Hall of Prayer for Good Harvests
Himmelstempel – Hall of Prayer for Good Harvests

Er liegt in einem großen, schattigem Park, man kann wunderbar spazieren gehen, den Chinesen beim Tanzen und Musizieren zuschauen und hat gleichzeitig diese großartige chinesische Architektur. In den Parks pulsiert das Leben!

Im Park des Himmelstempels
Im Park des Himmelstempels
Im Park des Himmelstempels
Im Park des Himmelstempels
Im Park des Himmelstempels
Im Park des Himmelstempels

Außerdem kann man shoppen und Kultur wunderbar verbinden, denn am Osttor befindet sich der Pearl und Secret-Market.

Pearl Market in Beijing
Pearl Market in Beijing

Ansonsten ist Peking eine Weltstadt mit vielen Touristen, entsprechend teuer und die Menschen sind nicht so freundlich und hilfsbereit wie bei uns. Ich bin lieber z’Shengyang dahoam, denn hier ist das richtige China.

Shenyang - die Heimat von BMW in China
Shenyang – die Heimat von BMW in China

Wenn man Langnasen sieht, weiß man: Die arbeiten hier – Reisende verirren sich kaum hierher.

Was mir grade noch einfällt: Seit 1. Juni besteht in ganz China Rauchverbot und zwar überall wo ein Dach drüber ist.

Beijing im Rauchverbot
Beijing im Rauchverbot

Da wird ned lang g’fackelt, von wegen Volksbegehren und so a Grampf, das wird beschlossen und fertig!

Das war’s wieder mal!

它很好, und frohe Grüße aus China

von Ihrer / Eurer

Annamirl

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Lagebericht IX.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

Ein Besuch bei der hiesigen Polizei! Ein Erlebnis:

Jeder Besuch, der zu uns kommt und bei uns wohnt, muss in dem für uns  zuständigen Polizeirevier gemeldet werden.

Gleich nach der Ankunft jedes Besuches fahren wir hin, um dieses Procedere hinter uns zu bringen. Diesmal mit 4 Personen. Dort angekommen, hielt man uns an zu warten, der zuständige Beamte sei noch irgendwo im Einsatz. Nach ca. 1 Stunde kam er dann (ich kenne ihn seit fast 2 Jahren), bat mich mit den Pässen in sein Büro und gab mir zu verstehen mich wieder zu den anderen zu setzen. Nach einer weiteren Stunde kam er in Privatkleidung und wollte nach hause gehen, nicht ohne mir zu sagen, ich solle um 10.00 Uhr abends wieder kommen. „Hä??? Da schlaf‘ ich schon!“ „Dann morgen!“ „Und die Pässe?“ “ Bekämen wir morgen wieder“. Das geht ja gar nicht – ohne Pässe in China! Auf unser Drängen hin, händigte er sie uns wieder aus.
Beim Abendessen hielten wir Kriegsrat und einer der Gäste hatte eine grandiose Idee: Er arbeitete viele Jahre im Innenministerium und hatte aus dieser Zeit noch diverse Polizei- und Feuerwehrabzeichen, sowie Bayern- und Handschellensticker dabei. Diese führt er bei Auslandsreisen immer mit, „um auf diplomatischem Wege möglicherweise vorhandene Hemmschwellen (im weitesten Sinne) zu beseitigen“. Großartige Idee! Sollte sich als sehr hilfreich erweisen!

Mit diesen Accessoires bewaffnet, erschienen wir nächsten Morgen wieder auf dem Revier! Man ließ uns wieder setzen und warten. Als endlich der für uns zuständige Beamte den Warteraum betrat, hielt ich ihm sofort das deutsche Polizeiabzeichen mit dem  Hinweis, jener Herr sei ein hochgestellter, deutscher Kollege von ihm, unter die Nase. Und siehe da,  auf einmal ging alles „wie geschmiert“! Er bat uns HÖFLICH in sein Büro. Dort saßen äußerst gelangweilt 2 weitere Polizisten, die von mir mit Bayern- und Handschellensticker be….lohnt wurden und während unserer gesamten Anwesenheit damit spielten. Nach kurzer Zeit waren wir fertig und unser Polizist bekam das deutsche Polizeiabzeichen geschenkt, worüber er sich ehrlich freute. Dem  Beamten am Empfang überreichte ich noch das der „Freiwilligen Feuerwehr Schonungen“ (in der Hoffnung, dass es beim nächsten Besuch von Anfang an a bißl schneller geht). Auch er hat großen Gefallen daran gefunden.

Um unseren Besuch auf die Schönheiten Chinas einzustimmen, war gleich am ersten Wochenende „Der Himmelssee“ angesagt. Ein spektakuläres Ziel an der Grenze zu Nordkorea: Aus dem waldreichen „Langen Weißen Gebirge“ (Changbai Shan) ragt der 2700 m hohe Vulkankegel des Baitou Shan auf. Am schwefelgelben Kraterrand blickt man hinab auf den 9,2 km² großen, geheimnisvoll schimmernden Himmelssee, dessen Wasser über einen 68 m hohen Wasserfall zu Tal stürzt.

Himmelsee
Vor uns: Still ruht der See
Hinteruns toben die Menschenmassen
Hinter uns toben die Menschenmassen
Eierkochen in den heißen Quellen des Vulkans
Eierkochen in den heißen Quellen des Vulkans
Der Wasserfall
Der Wasserfall

Die Bergfahrt mit Kleinbussen auf sehr schmalen, Serpentinen-reichen Straße lässt sich nicht beschreiben, die muss man erlebt haben. Das die Reifen nicht geglüht haben war ein Wunder. Bevor wir allerdings in den Bus steigen konnten, hatten wir uns in eine Warteschlange gigantisches Ausmaßes einzureihen!

Chanbei Shan Warteschlange
Warten auf den Shuttlebus

Am 24. August war „Kulturschock III“ geplant und zwar, diesmal nicht der klassische „Bayerische Abend“, sondern „Opern auf bayerisch“ von  Paul Schallweg. Die Idee hatte Stephan Sütterlin, der mir schon die ersten 2 bayerischen Abende zur Seite stand. Und weil man ja dazu Musik braucht, ließ er sein Bläser Orchester „Brassissimo“ einfliegen. Tagelang rezitierte ich auf dem Balkon: Carmen, Der Freischütz und Rigoletto. Was sich meine chinesischen Nachbarn gedacht haben, will ich gar nicht wissen. Nachdem ich sowas noch nie gemacht habe, war ich natürlich wieder dementsprechend nervös.
Als Aufführungsort hatten wir das  „Paulaner – Wirtshaus“ im Hotel Kempinski ins Auge gefasst, weil da das ganze Drumrum zu passen schien und bayrische Küche auf der Speisekarte steht. 3 Tage vorher trafen wir uns mit dem General Manager und wollten die Feinabstimmung mit ihm besprechen. Als wir ihm keinen Mindestumsatz garantieren konnten, empfahl er uns kurzerhand ein anderes Etablissement (rausg’schmissn hat er uns!!) Für mich der Supergau! Stephan blieb Gottseidank ruhig und wir sprachen im „Shangri-La“ einem anderen Hotel vor. Dort haben sie uns sofort mit offenen Armen empfangen und den Großen Ballsaal hergerichtet.
Was gibt’s schöneres, wenn man für so eine Veranstaltung einen Chefreporter des Münchner Merkur auf der Gästeliste stehen hat! Der Abend war wieder ein Knaller, und als ich dann überraschend die „Habanera“ aus „Carmen“ sang (war nicht abgesprochen) hatten die Bläser kurzzeitig Mühe, nicht zu lachen und manche Töne kamen gepresst.

Kulturschock III
Kulturschock III

Unsere Chinazeit geht leider im September zu Ende. Es ist Wahnsinn, wie schnell die 3 Jahre vergangen sind!
Das war’s wieder mal!

它很好, und frohe Grüße aus China

von Ihrer / Eurer

Annamirl

ap

Zwischenlage-Urlaubsbericht.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

heute fange ich meinen Bericht mal von hinten an, also von vor 4 Wochen.

Das „Traders Hotel“ (Stadtmitte Shenyang) hat einen Kochkurs unter dem Motto: „Von der Angel in die Pfanne“ angeboten.
Teilnehmerzahl: 12 Personen.
Ein 5-Gänge Menü mit Weinbegleitung!

Nachdem Peter mit kochen gar nix am Hut hat und das ausschließlich mir überlässt, bin ich alleine hingegangen. Den Kochkurs hat Alfred Krasser (GAULT MILLAU master chief), ein Österreicher gehalten und ich kann nur sagen: Vergesst Schuhbeck!
Saaagenhaft  –  ein Erlebnis! Hummer, Jakobs-, Mies- und Pfahlmuscheln, Seewolf, Lachs usw..
Kleiner Auszug:
Hummer / Flusskrebscocktail
Steirische Karpfensuppe
Zweierlei von der Muschel
Aus dem Meer –  verschiedene kurzgebratene Fischfilets
Schoko- und weiße Mousse
Jetzt hängt schon mein zweites Koch-Zertifikat in der Küche!
Und natürlich floss bester Wein in Strömen…. von der Gaudi, die wir zusammen hatten, ganz zu schweigen!

Kürzlich hatten wir 3 Tage Urlaub. Nach einigen Überlegungen haben wir uns für Chengde entschieden und sind am Samstag früh aufgebrochen.  Wir wollten nicht schon wieder fliegen, sondern mit dem Auto fahren, damit wir Vorort mobil sind.  Chengde liegt ca. 580 km von Shenyang entfernt in Richtung Peking. Auf chinesischen Autobahnen darf man maximal 120 fahren, meistens aber nur zwischen 100 und 80, also hat sich die Fahrt a bissl gezogen.

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Chengde ist für chinesische Verhältnisse ein kleines Dorf, aber mit vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten.

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Z.B. den kaiserlichen Sommerpalast, dem Kloster Puning Si, in dem sich der Riesenguanyin, die größte Holzfigur der Welt befindet und vielen Tempeln.

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Landschaftlich ist dieses Gegend auch sehr reizvoll und abwechslungsreich.

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Bei 34° von Gipfel zu Gipfel zu wandern ist sehr schweißtreibend.

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80 km westlich von Chengde, Richtung Peking gibt es ein Stück „Große Mauer“, das nicht restauriert und noch authentisch ist.

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Der Anstieg war sehr steil und für mich äußerst anstrengend.
Nachdem wir ca. 10 Minuten gegangen sind, gesellte sich eine mongolische Bauersfrau zu uns, die englisch sprach, mir immer wieder Luft zu fächelte und bei unwegsamen Stellen die Hand reichte.

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Mir ging das mit der Zeit auf’n Wecker, aber sie ließ sich nicht abschütteln. Uns war klar, dass sie das nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit tat, sondern, dass sie was dafür wollte. Am Gipfel angelangt, breitete sie dann ihre Souvenirs aus und nötigte uns zum Kauf. Billig war sie nicht! Wir haben ihr schließlich für 350 RMB (ca 40€) was abgekauft und somit unser Soll erfüllt. Als wir weg waren, hat sie sich wahrscheinlich totg’lacht, weil’s uns so b’schiss’n hat!

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Mittwoch sind wir dann nach 3 erlebnisreichen Tagen wieder heim gefahren.

Im Juni haben uns  Anna (unsere ältere Tochter) und Bässem besucht.

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Die Sehenswürdigkeiten und Shopping-Möglichkeiten Shenyangs waren bereits nach 3 Tagen abgegrast, also beschlossen wir eine kleine Rundreise zu machen: Shenyang – Lijiang – Hangzhou und zurück. Wir hatten im Pullmann-Resort in Lijiang bei meinem Freund Hartmut Schaller, der da jetzt General Manager ist, gebucht. Geplant war, dass wir nach der Ankunft gegen 23.30 Uhr  noch wenigstens die 2. Halbzeit vom Spiel Deutschland – Portugal (4:0) sehen könnten.
Um 18:35 Uhr sollte unsere Maschine  starten. 2 1/2 Stunden später ging’s dann endlich los. Keine Durchsage hat diese granatenmäßige Verspätung erklärt.
Die Zwischenlandung in Zhengzhou hat sich statt 40 Minuten  nochmal 2 Stunden hingezogen, sodass wir mit insgesamt 4 Stunden Verspätung ankamen. Um 4.00 Uhr waren wir dann endlich im Hotel. Gottseidank wurden uns via Wechat die Fußballergebnisse mitgeteilt.

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Schon allein für die Hotelanlage hat sich die Reise gelohnt! Wunderschön gelegen an den Ausläufern des Himalaja. Bin mit dem Radl (ca. 7 km) vom Hotel in die Stadt gefahren. Die Altstadt von Lijiang ist Weltkulturerbe und unbedingt sehenswert.

Besondere Spezialität der Region: Nadelmalerei (gestickte Bilder), Silber und Seidenschals. Leider setzte am 2. Tag die Regenzeit ein.

Nach 3 Tagen ging’s weiter nach Hangzhou.
Die Regenzeit  reiste mit.
Man sagt: die Christen haben das Paradies – die Chinesen haben Hangzhou. Am künstlich angelegten West-Lake sollen sich Ying und Yang perfekt vereinen.
Bei Sonnenschein wahrscheinlich wirklich traumhaft!
Hangzhou ist ein Zentrum der Seiden- und Teeherstellung.
Ich hab mich im Hotel erkundigt, wo man am besten Seide kauft. Die nette Dame am Empfang hat mir auf dem Stadtplan eine Seideneinkaufsstraße  gezeigt und erklärt, dass es hier günstige Seide gibt und man gut handeln kann. Frag ich am nächsten Tag einen Hotelangestellten nach dem Weg zu dieser Einkaufstraße, tut der ganz komisch rum und winkt einem Taxifahrer, der „zufällig“ grad da steht. Beide beteuern mir, da gäbe es nix.  Der Taxifahrer hat mich dann zu einer  „Great-Silk-Shopping-Mall“ gefahren, die ich nach 5 Minuten entsetzt wieder verlassen habe, weil alles so schweineteuer war. Der Taxifahrer hat natürlich auf mich gewartet und mich ungefragt zu einem Teemuseum mit Teeverkostung gefahren, in der Hoffnung, dass ich was kaufe und er eine dicke Provision bekommt. Als ich auf dem Heimweg um den „West-Lake“  zum Hotel zurück fahren wollte, hat er Geld gewittert und für die Umrundung plötzlich einen Festpreis von 200 RMB (24€) verlangt. Für chinesische Verhältnisse sehr teuer. Mit Taxameter  hätte es wahrscheinlich nur ein Drittel gekostet. Ich hab’s bezahlt, weil’s so geregnet hat und ich nicht auf ein anderes Taxi warten wollte. Hund san’s scho, die Chinäs’n und sehr geschäftstüchtig.

Am Nachmittag hat der Regen nachgelassen und ich bin zu Fuß los gezogen. Natürlich hab ich diese wunderbare Seidenstraße gefunden. Hab auch was (mehreres) gekauft und  gehandelt wie ein Pferdeknecht. Das kann ich in der Zwischenzeit gut, dazu reichen meine chinesisch Kenntnisse aus! Anna und Bässem hatten an diesem Tag mit dem Zug einen Ausflug nach  Shanghai gemacht.
Auf dem Rückflug nach Shenyang hatten wir nur eine Stunde Verspätung.

Ja, und dann war da noch unsere Zugfahrt nach Peking.
Sowas kannst du nur in China erleben!
Anna, Bässem und ich wollten mit dem Zug nach Peking fahren. Ich zeig dem Taxifahrer das Zugticket und er fährt, wie beim letzten Mal (war schon öfter mit dem Zug in Peking) zum Nordbahnhof. Wir wollen einchecken, aber jeder Bahnbeamte schüttelt den Kopf und sagt wir seien am falschen Eingang, im falschen Stockwerk, im falschen Gebäude.  Draußen, am Bahnhofsplatz wollten wir uns orientieren und haben einem Angestellten unsere Fahrkarten gezeigt. Der hat rumgefuchtelt und immer bu, bu (nein, nein) gesagt. Ich hab nix kapiert. Drei Männer haben das gesehen, sind zu uns her gekommen, haben sich die Karten zeigen lassen, dann wie wild gestikuliert und immer auf die Uhr gezeigt. Endlich haben wir verstanden: Wir waren am falschen Bahnhof!!  25 Minuten Zeit blieben uns bis zur Abfahrt – am Westbahnhof, am anderen Ende der  8-Millionen-Stadt. Wir dachten erst, die 3 Jungs wären Taxifahrer, aber dann stellte sich raus, dass sie Motorroller Fahrer ohne Fahrlizenz waren, also „Schwarz-Taxler“! Das ist zwar verboten, war uns aber in dem Moment wurscht! Für gesamt 100 RMB (12€) würden sie uns fahren.
Sie drängten uns immer auf die Uhr deutend zur Eile. Schnell schnell schnell!! Die großen Koffer von Anna und Bässem haben Sie vorne am Roller im Fußraum quer gestellt, mein kleiner war kein Problem. Unter Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln haben sie uns dann zum Westbahnhof gefahren. Auf der Busspur haben sie den Bus geschnitten, auf’m Radlweg die Radlfahrer und Fußgänger weg gehupt und auf der dreispurigen Straße die Autos zur Vollbremsung genötigt. Ich hab mich nur mit Daumen und Zeigefinger an meinem Fahrer festgehalten, selbiger hatte ein schweißnasses Polyamidhemd an und roch dementsprechend. Ich hab nur gebetet: „Lieber Gott ich bin noch so jung, viel zu jung zum Sterben! Du willst mich doch noch gar nicht! Hol mich bitte nicht zu dir!!“ Wir haben’s tatsächlich in nur 15 Minuten  geschafft. Diese Schlawiner haben natürlich sofort geschnallt, dass wir auf Sie angewiesen waren und haben jetzt von jedem 100 RMB verlangt. Was sie nicht wussten: ich hätte ihnen, weil lebend angekommen, sogar das Dreifache bezahlt! Im Schweinsgalopp haben sie unsere Koffer noch zum bis zum Eingang gebracht. Wir sind zum Bahnsteig, in den Zug eingestiegen, haben uns auf unsere reservierten Plätze gesetzt, der Schaffner hat gepfiffen und wir sind losgefahren….mein Schließmuskelkrampf hat sich nur sehr langsam gelöst.

Die Fußball WM haben wir hier natürlich mitverfolgt!
Die Übertragungszeiten waren a bissl unchristlich: Anstoß um 00.00 Uhr, ging noch. Nach der 4.00 Uhr Übertragung ist Peter im Anschluss gleich ins Büro.

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Das Finale um 3.00 Uhr haben wir mit Freunden angeschaut, anschließend gab’s die letzten Weißwürscht vom Wiggerl! Mei warn de guad!

Viele Chinesen sind hier mit Deutschland Trikots rumgelaufen! Gab’s in der Sportstraße für ca. 4 € – natürlich das „Original“.

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Jetzt stehen noch der Hochzeits-Bericht, a paar Informationen über Peking und „Kulturschock III“ aus.

Im September steht wieder ein Heimflug an.
So sehr es mir in Shenyang gefällt, übermannen mich trotzdem ab und zu Heimwehanfälle. Sie kommen aus dem Nichts wie
Hitzewallungen, und verschwinden Gottseidank auch genauso schnell wieder.

它很好, und frohe Grüße aus China
von Ihrer / Eurer
Annamirl

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Lage VI oder: Das 2. Jahr hat begonnen.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

es gibt wieder einiges zu erzählen.
Während meines letzten Aufenthalts in München (im Dezember) erreichte mich die frohe Kunde, dass ich bei Lufthansa ab sofort „Frequent Traveller“ (Vielflieger) bin und die dazu gehörende „Silberne Karte“ erhalte. Das heißt: Wenn ich Holzklasse fliege, kann ich am Business-Schalter einchecken, in die Business Lounge gehen und – das Allerbeste – ich kann 2 Koffer mit einem Gesamtgewicht von 46 (in Worten SECHSUNDVIERZIG) kg mitnehmen. Beseelt von dieser frohen Botschaft, kauf‘ ich sofort bei Aldi eine ganze Serano-Schinkenkeule, die allein schon über 10 kg wiegt.
Ich packe den großen Koffer, mit dem ich gekommen bin und einen kleinen, den ich im Speicher finde. Das Gesamtgewicht stimmt bis aufs Gramm. Johanna fährt Bernhard und mich zum Flughafen und wir checken ein. Der große Koffer wiegt 29 kg (schwerer als 32kg darf wegen der Bandscheiben der Gepäckträger kein Koffer sein), der kleine 17 kg.
Die freundliche Dame am Check in meint:
„Tut mir leid, aber die beiden Koffer müssen gleich schwer sein! Packen Sie bitte um!“
„NEIIIN!!“ Nicht schon wieder, diesmal gleich 2 Koffer. Es ist der 20.12. und der Flughafen ist gut ausgelastet. Ich suche mir mit den Kindern ein halbwegs ruhiges Plätzchen und pack‘ wieder mal um.
Die schlaumeierische Bemerkung meines klugen Sohnes: „Mama, i hab’s dir glei g’sagt!“ – fehlt mir grad noch. Nachdem der Schinken etwas sperrig ist, bleibt eine Kilo-Packung Lebkuchen übrig. Die nimmt Johanna wieder mit.
Soweit so gut – jetzt passt’s!
Nachdem ich gehört habe, dass man als Frequent Traveller unter günstigen Umständen ein Upgrade in die Business Class machen kann, haben wir in Frankfurt am Lufthansa Schalter nachgefragt:
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie!“ sagt der nette Herr am Schalter.
„Die gute zuerst: Die Maschine ist überbucht und ihre Mutter ist schon upgegradet – sie nicht!“
„Kein Problem, ich kann auch hinten sitzen.“ sagt Bernhard.
„Moooment! Lassen Sie mich kurz telefonieren, mal sehen, was ich für Sie tun kann.“
Er ruft eine Kollegin an: „Ich habe hier Mutter und Sohn für den Flug nach Shenyang am Schalter stehen. Die Mutter ist bereits upgegradet und der Sohn würde gerne neben seiner Mutter sitzen.“
Dass der Sohn 31 Jahre alt ist, sagt er nicht. Die Kollegin macht den Platz neben mir (wie auch immer) frei und Mutter und Sohn fliegen beide für 0,00€ Aufschlag in der Business-Class nach China! Ein Traum! Vorher kaufen wir im Duty Free noch einen Schokoladen Nikolaus für den netten Herrn am Schalter.
Heilig Abend feierten wir zu dritt. Wie daheim mit Schweinswürstl’n und Brezen!
Am ersten Weihnachtsfeiertag gab’s Pekingente im Wirtshaus um die Ecke!
Von 27. Dezember bis 4. Januar haben wir uns nach Chiang Mai, in den Norden Thailands abgesetzt und wunderbare, sonnige Tage verbracht.
Unsere Ausflüge waren großartig.

Panda im Zoo von Chiang Mai
Pandabär im Zoo von Chiang Mai

Der nette Guide, der uns immer chauffierte, sprach fließend englisch und wusste viel über sein Land zu erzählen.

Hier gibt es einige Elefantenparks. Die ehemaligen Waldarbeitselefanten müssen heutzutage Touristen bespaßen. Was uns am meisten überrascht hat war, dass Elefanten malen können. Drei haben Bilder gemalt.

Elefant beim Malen
Künstler bei der Arbeit
Gemälde der Elefanten
Bilder von Elefanten gemalt

Aber nicht irgendwas, das aussieht wie moderne Kunst, sondern richtig gegenständlich, zwei Bäume und einen Elefanten.
Wenn wir es nicht selbst gesehen hätten, würden wir es nicht glauben! Das Bild von „Charlie“, so hieß der Elefant, haben wir gekauft und rahmen lassen.
Der Ausritt auf Elefantenrücken war sehr abenteuerlich!

Elefantenreiten
Famile Spies beim Ausritt

Am 31. Dezember war ganz Thailand unterwegs und die Straßen so voll, dass wir keinen Ausflug mit dem Auto unternahmen. Bernhard und ich buchten einen ganztägigen „Thai Cooking Course“. Mit uns kochten vier junge Engländer – war sehr, sehr lustig.

Kochkurs in Chiang Mai
die Thai Köche und ihre Lehrerin

Ich hab jetzt ein „Thai Cooking Certificate“ in der Küche hängen, auf das ich ganz stolz bin!
Silvesterabend war auf dem Hotelgelände Showtime und um Mitternacht gingen dann wirklich tausende von „Wunschlaternen“ auf „Himmelsreise“. Man schreibt seine Wünsche und Gedanken drauf und lässt sie wie einen kleinen Heißluftballon steigen. Sah aus wie ein Nachthimmel voller Glühwürmchen.

3 Strahlemänner
Silvesterparty im Hotel Chiang Mai Plazza
Annamirl  kurz vor dem Loslassen
Guten Flug
unser Himmelsballon
unsere Wünsche gehen auf die Reise

Ja – und meinen ersten Strafzettel habe ich auch bekommen: Wegen Falschparkens! Selbiger wird dir mit Superkleber an das Fahrerseitenfenster betoniert, damit jeder sieht: „Das ist ein Verkehrssünder!“ Und du brauchst schon einen sehr guten Etikettenentferner, um das Ding wieder weg zu spachteln!

Strafzettel
Falschparker erwischt!

Du bekommst auch keinen Strafbescheid per Post, wie bei uns. Nein – du musst mit Kennzeichen- und Fahrgestellnummer deines Autos selber im Internet nachsehen, ob ein Vergehen eingetragen ist. Das muss man von Zeit zu Zeit ohnehin, um zu kontrollieren, ob man beim Zuschnell-Fahren erwischt wurde, die Ampel schon auf Rot war usw. Wenn man einen Eintrag länger als ein halbes Jahr stehen lässt, ist der Lappen weg! Du musst dich praktisch rechtzeitig selbst anzeigen.
Dann gehst du nicht zu irgendeiner Polizeidienststelle – nein du musst zur „Traffic Police“, deren Dienststelle du erst zu erfragen hast, und die die wenigsten kennen. Hier wird dir dann ein Bescheid und ein Einzahlungsschein für die Bank ausgestellt. Mit diesem gehst du nicht zu irgendeiner Bank. Nein – zu einer ganz bestimmten, wo du dann endlich deine Strafe bar (100 RMB = ca 12 €) bezahlen kannst. Nachdem das alles aufwändig ist, man ewig in der Schlange steht, und du mindesten einen halben Tag unterwegs bist, überlegst du dir das nächste mal, ob du nochmal falsch parkst. Ich tu’s nicht mehr!!! Vielleicht.
Über den Besuch von Christa und Wiggerl Hagn im November haben wir uns sehr gefreut! Ich hab sie vom neuen Flughafen, der noch an der ein oder anderen Stelle im Bau ist, abgeholt. Die Einfahrt zur Tiefgarage war zwar fertig, aber noch gesperrt und der alte Parkplatz 2 km entfernt. Nach ca. einer Stunde Flughafen-Umrundung zwecks Parkplatzsuche wurde es mir dann zu blöd, und ich hab mich direkt vor dem Aus- und Eingang ins absolute Halteverbot gestellt (soviel zu: nie wieder falsch parken). Sofort waren 2 Polizisten zur Stelle und bedeuteten mir, dass ich da nicht stehen bleiben könne. Ich hab auf englisch angefangen zu argumentieren, was sie jedoch nicht verstanden haben. Ein der englischen Sprache mächtiger Chinese hörte das und eilte mir sofort zu Hilfe. Neugierig sind sie ja ohne Ende, die Chinäs’n! Ich ließ ihn übersetzen, dass die Tiefgarage noch nicht geöffnet habe und der Parkplatz zu weit entfernt sei. Ich würde nämlich „2 very old people“ abholen, „ they cannot walk this distance!“ Das haben sie eingesehen und den Chinesen übersetzen lassen, dass sie mein Auto bewachen würden, damit ich von anderen Kollegen keinen Strafzettel bekäme. So konnte ich ganz entspannt die Hagns abholen, während mein Auto unter Polizeischutz im absoluten Halteverbot stand! Die beiden haben sich dann auch redlich bemüht einen schleppenden Gang hinzubekommen und die Polizisten haben uns überaus freundlich verabschiedet! Wiggerl mit seinem markanten Bart war ohnehin ein beliebtes Fotomotiv.

Wiggerl, Mönch, ich, Christa
unsere Besucher Christa und Wiggerl

Wir hatten 4 sehr schöne gemeinsame Tage und ich konnte endlich „mein Shenyang“ herzeigen!

Wiggerl Hagn und mein Shenyang
Wiggerl und eine Shenyangerin

Seit 30. 01.2014 wird hier „Chinese New Year – das Jahr des Pferdes“ gefeiert. Tage vorher werden an fast jeder Ecke Buden aufgebaut, wo Feuerwerkskörper verkauft werden.

Feuerwerksbude
Feuerwerksbude
Silvester am 30. Januar 2014 in Shenyang
Feuerwerk
Feuerwerk
Pyrotechnik in der Qingnian Straße

Richtige Kracher! Nicht so kleine Raketen wie bei uns! Ein Traum für Pyromanen! Eine Woche Dauerfeuerwerken!
Der 30.01. hier ist mit unserem Silvester zu vergleichen. Am Straßenrand wird spezielles Papier für die Verstorbenen verbrannt. Es symbolisiert Geldscheine, damit die Verwandten im Jenseits nicht mittellos dastehen.

Chinese New Year Geld
Geld zum Verbrennen für die Verstorbenen
Geldscheine für Angehörige im Jenseits verbrennen
Geldscheinverbrennung

An diesem Tag werden traditionsgemäß „Jiǎozi“, auch „Dumplings“ genannt (kennt man bei uns als Dim Sum, oder Maultaschen), gegessen. Unsere Ai (Haushaltshilfe) hat uns welche gemacht – waren hervorragend.
Alle Glücksbringer, die irgendwo rumhängen werden erneuert, weil das Glück nach einem Jahr aufgebraucht ist. Ein sehr einträgliches Geschäftsmodell. Die meisten Läden sind für 3 Tage geschlossen und fast alle Chinesen haben eine Woche frei. Die Expats nutzen diese Zeit, um Urlaub zu machen. Wir bleiben hier. Denn nur wenn im Werk nichts los ist können die IT-Systeme aktualisiert werden. Und das ist Peter’s Job.

Zweimal kurz hintereinander so komplett verschiedene Jahreswechsel mitzumachen ist schon ein Erlebnis.
Der Winter war und ist erstaunlich mild. Es hat kaum geschneit und die Temperaturen bewegen sich nur zwischen -12° und -3°Grad. Das Schöne ist, dass fast immer die Sonne scheint. Die Luft ist bis auf wenige Ausnahmen meistens ganz gut. Die Nordpol-Ausrüstung vom letzten Jahr ist bis jetzt im Schrank geblieben!
Der Winter in Deutschland lässt ja ganz schön auf sich warten!? Wir sind hier dank „unserer“ Tagesschau, „meinem“ Münchner Merkur und „seiner“ Süddeutschen, immer auf dem neuesten Kenntnisstand!
Ach ja – hätt‘ ich beinahe vergessen! „Kulturschock II – ein Bayrischer Abend“, ist in Vorbereitung! Am 07. März is‘ es soweit!

新的一年 xin nían kuàilè! Ein glückliches Neues Jahr!

它很好, und frohe Grüße aus China
von Ihrer / Eurer
Annamirl

Viele Grüße

Lagebericht V oder: Der Bayerische Abend und wie alles begann

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

seit Ende Juli sind wir in unserer neuen Wohnung und fühlen uns sehr wohl.
Noch ein paar Sätze zum Umzug. Am 28. 7. standen die Packer der vor der Tür! Eigentlich dachten wir, dass wir  bisschen Zeug mit unseren Autos von hier nach da bringen könnten! Hahahaha!!!! Wir konnten’s kaum glauben!
Unser Kleinkram ist von 10 Luftfrachtkisten auf 75 (in Worten: FÜNFUNDSIEBZIG) Umzugskartons (aber winzig kleine) + 6 Kleinmöbel + 10 Orchideen angewachsen.
Der Laster war voll!!
Jetzt ging’s an’s Auspacken. Unsere „Haushaltshilfe“ freute sich riesig über die Kartonagen und den ganzen Verpackungs-Müll und hat gleich geschäftig und lautstark rumtelefoniert. Kartons, Kunststoffe und Alu werden nämlich gesammelt und an die Wertstoffhöfe verkauft. Chinesen haben ein sehr feines, gut funktionierendes Netzwerk! Jeder kennt einen, der für irgendwas zuständig ist, der kennt wieder einen, der andere Beziehungen hat, der kennt wieder jemanden usw…… Tatsächlich waren in wenigen Minuten 2 „Netzwerk-Freunde“ da und haben das ganze Glump abgeholt und wir waren froh, dass es so schnell ging!

Den ganzen August verbrachte ich in Deutschland

Am 4. September war ich wieder auf dem Weg nach Shenyang! Mietwagen abgeben – easy!

Aber irgendwas muss mir ja passieren! Die Flugzeiten hab ich im Griff – am Gepäck muss ich noch arbeiten!
Ich muss vorausschicken, dass in der Holzklasse der Koffer nur 23kg wiegen darf – alles zwischen 23 und 32 kg kostet eine Pauschale von 100€!
Nachdem ich letztes mal schon 100€ für Übergewicht (von meinem Gepäck natürlich) bezahlt habe, wollte ich es diesmal ganz schlau machen!
Auf der Personenwaage zu Hause wog mein Koffer 24kg. Naja, die 2 kg werden sie mir schon durchgehen lasse. Alle schweren Sachen, wie Bücher, Zeitschriften und Schuhe hab ich im Handgepäck verstaut.
Beim Einchecken  wiegt der Koffer plötzlich 25,9kg (Hilfe! D.h. ich wieg auch 2 kg mehr, als angenommen!).
„Sie haben Übergewicht!“
„Ja, seit 20 Jahren!“ das hätte ich vielleicht nicht sagen sollen, denn jetzt nahm es die Dame  am Schalter sehr genau!
„Ich meine ihren Koffer! Packen sie etwas davon ins Handgepäck, aber legen Sie es bitte zuvor noch auf die Waage, es darf 8kg wiegen!“
Sch……, meins wog 19 kg!
Auf die Tatsache, dass ich in China lebe und für mich 23+8kg einfach zu wenig sind, ging sie gar nicht ein.
„Was kann ich tun?“
„Haben sie noch Platz in ihrem Koffer?“
„Ja,“.
„Packen sie vom Handgepäck was rein! 100€ müssen sie sowieso zahlen!“
Zum Glück war ich zu diesem Zeitpunkt der einzige Passagier! Vom Boardcase in den Koffer heißt: alles umpacken! Unterwäsche, Käse, Kosmetik, Backmischungen, Salami – der ganze Plempel liegt gefühlte 5 qm rund um mich verstreut!
„Lassen sie sich ruhig Zeit! Außer ihnen ist niemand da!“
Ja Gottseidank!
Nach einer halben Ewigkeit wiegt der Koffer 31.9 kg, das Handgepäck 8 kg. Verbleiben immer noch 5 kg.
„Haben sie eine Handtasche?“
„Ja, meinen Rucksack!“ Den lässt sie als Handtasche durchgehen!
Ich stopfe die restlich 5 kg hinein – hoffentlich platzt er nicht – und – Hurra! – alles ist untergebracht!
Durchgeschwitzt und entnervt leg‘ ich im Duty Free noch schnell diverse Cremes und Düfte auf!

Der Platz neben mir in der Maschine bleibt frei und nach 2 Sekt, 2 Rotwein, einem Whisky und einer Schlaftablette, schlaf ich wie ein Baby!

Peter holt mich vom Flughafen ab und die Welt ist wieder in Ordnung!

…….und jetzt zurück zum bayerischen Abend und wie alles begann: Dazu muss ich ein bisschen weiter ausholen.

Am Tag meiner Abreise nach China am 11. Dezember 2012 erschien ein Interview von Peter T. Schmidt mit mir im Münchner Merkur.

Während meines unfreiwilligen Aufenthaltes am Frankfurter Flughafen (siehe Bericht: Angekommen) erhielt ich eine Mail von Hartmut Schaller, der mein Interview online gelesen hatte und mich in Shenyang auf’s Herzlichste begrüßte. Er schrieb, er sei General Manager von Sofitel-Shenyang-Lido-Hotel und würde sich freuen, mich und meine Mann zum Essen einladen zu dürfen. So weit so gut.

Andere Baustelle: Am 23. Dezember waren Peter und ich zu einem Hausgottesdienst (auch das gibt’s hier) eingeladen. Pfarrer Bauer, (gebürtiger Kölner) ist in Peking, Shanghai und Shenyang für die katholischen Gemeinden zuständig.
Hier hat mich Reinhard Althammer angesprochen: „Du bist doch von der Couplet-AG! Ihr habt mal im Werk Regensburg gespielt, daher kenn ich dich. Lass uns was machen. Ich bin Logistiker und organisier alles!“

Die erste „Arbeitssitzung“ war im Januar. Reinhard meinte, er kenne da einen sehr guten Gitarrenspieler und einen Praktikanten, der Ziach spielen und Gstanzl singen könne. Die Ziach  bringt er bei seinem nächsten Heimflug mit. Jetzt stellte sich nur noch die Frage nach einem Saal. Jawoll…. ich kenne den General Manager vom Sofitel, den fragen wir. Hartmut Schaller war begeistert und wir legten den Termin auf Juni fest.

Als ich im Januar/Februar in München war, traf ich mich mit Erwin Bohlig, Gerti Schermer und Peter Schmidt beim Griechen und erzählte von unserem Vorhaben. Peter Schmidt fand das so witzig, dass er gleich eine Glosse im Münchner Merkur verfasste.
Wieder in Shenyang, war alles unter Dach und Fach. Reinhard hatte während meiner Abwesenheit Musiker organisiert:
Stephan Sütterlin aus Amberg (Gitarrist und Sänger), Daniel Marr, Praktikant (Ziachspieler und Gstanzlsänger) und Manuel Ruby (Pianist am Flügel). Hartmut Schaller stellte uns den großen Ballsaal zur Verfügung.  Ich hatte aus München Noten und Texte aller bayerischen Wirtshauslieder, die ich finden konnte mitgebracht und stellte ein Programm zusammen, in dem ich auch Nummern aus meinem Repertoire spielte.
So schloss sich dann der Kreis.Kabarett Kulturschock

Unsere bunt zusammen gewürfelte Truppe verstand sich auf Anhieb und hatte schon während der Proben eine Mordsgaudi! Unsere Stimmen harmonierten, dass es eine Freude war!
Wir waren zuversichtlich, dass das Ganze recht lustig werden könnte. Reinhard hat die Moderation übernommen und Elfi Angerer die Werbetrommel gerührt!

„Dem Programm fehlte noch ein fetziger Titel. ‚Bayerischer Abend‘ hört sich gar so brav an!“
Reinhard’s Frau Astrid hatte die zündende Idee: „Wie wär’s mit: Kulturschock?“.
„Genau! Das isses!“

Dann war er plötzlich da, Sonntag, der 16. Juni! Wer mich kennt, weiß, dass ich immer leicht bis mittelschwer nervös bin! Dieser Abend hat alles Vergangene in den Schatten gestellt!
Nach diesem Abend sind wir bei den Expats bekannt wie bunte Hunde! Was, wenn die Zuschauer sagen: „So ein Schmarrn!“ oder: „Da hab ich aber schon was anderes erwartet!“
Solche und ähnliche Gedanken gingen mir durch den Kopf! Ich war kurz vorm Herzkasperl. Stephan, Daniel und Manuel strahlte eine Ruhe aus, das war unglaublich!
„Was soll denn schon passieren, die sind doch froh, dass endlich mal was los ist!“
So war’s dann auch!

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Viele  kamen in Lederhose und Dirndl.

Passend zum Thema hat der österreichische Koch ein bayerisches Schmankerl-Buffett hingezaubert, das sich sehen lassen konnte. Dazu floss Weihenstephaner Bier!

Es war soo schee!! (mehr Bilder…)

Wir starteten mit’m: „s’boarische Bier“,  „Herz mit Kartoffeln“, „Kathi von Obergiasing“, das „Chinesische Couplet“ von der Liesl Karlstadt, Gstazln, usw.
Das endgültige Schlussmitsinglied war: „Wer a Geld hat!“
Kabarett KulturschockÜber 200 Besucher! Ein Volltreffer!

Den Reinerlös haben wir karitativen Organisationen gespendet.
Mein Anteil ging an ICS (International Club of Shenyang, da bin ich Mitglied).
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Diese Organisation finanziert z.B. Augenoperationen an Kindern mit, oder kauft Spiel- bzw. Schulsachen für ein Waisenhaus. Eine wirklich gute Sache! Das war ein schönes Gefühl.

Die Nachfrage nach „Kulturschock! II“ ist groß!

Schau ma moi! Hab scho no was in der Hinterhand!

Das waren wieder mal Nachrichten aus dem Reich der Mitte!

Der Herbst ist traumhaft, aber wie ich gehört habe, geht’s mit dem „Winterwerden“ hier auch sehr schnell. Jetzt umgekehrt – vom Sommerbluserl in die Daunenjacke!

它很好, und frohe Grüße aus China

von Ihrer / Eurer

Annamirl

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Unsere neue Adresse:

Anna M. Spies
地址:中国辽宁省
沈阳市和平区长白二街
9-3号万科城
邮编:110166

Lage II.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

wie die Zeit vergeht! Seit vier Wochen bin ich seit meinem ersten Heimaturlaub schon wieder in Shenyang. Beim Heimflug gab’s allerdings wieder eine mittlere Katastrophe: Mittwoch 23.1. 2013 sollte der Abflug nach Frankfurt/München sein. Ich mach noch die Wäsche, räum‘ auf und vertrödle den Tag.
Peter holt mich um 20.00 Uhr ab, wir gehen noch essen und fahren dann zum Flughafen. Der ist menschenleer. Kein Schalter auf! Bitte nicht schon wieder wegen Schneechaos… Aber dann müsste man Durchsagen hören! Nichts!
Peter: „Ich dreh‘ schnell eine Runde, dann denk ich nach!“
Währenddessen hol ich mein Ticket raus und schau nach: Do, 23.01. 00.20 Uhr – ja es Donnerstag und 23.00 Uhr  –  ich hab also noch über eine Stunde Zeit. Ich lese nochmal Donnerstag, der 23.01. 00.20 Uhr! Dauert eine Weile, bis ich draufkomm‘ –  und dann der Schock —- wie blöd muss man sein!!! 00.20 Uhr ist auch Donnerstag, auch wenn er erst 20 Minuten alt ist! Wir sind also 23 Stunden zu spät dran! Ich spiel am Freitag in der Friedenskirche in Dachau – seit Monaten gebucht – alles erwartet mich – der Supergau! Als Peter wieder kommt krieg vorsichtshalber erst mal einen hysterischen Anfall und schrei den Ahnungslosen an: „Dass ich blöd bin weiß ich, aber dass du genauso blöd bist…..usw!!!“ „Lass uns nachdenken“ „ICH KANN JETZT NICHT DENKEN!!!“ Ich kann nur heulen … das tu ich auch, und zwar während der ganzen Heimfahrt!
An Schlaf ist bei mir nicht mehr zu denken. Ich mach mir ein Flascherl Wein auf und  beruhige mich halbwegs. Und um 3.00 Uhr schwank ich ins Bett.
Peters chinesische Mitarbeiterin hilft uns den Flug umzubuchen und ich bekomme noch einen Platz in der Maschine am Freitag 00.20 Uhr. …das passiert uns nicht mehr!
Ich komme wohlbehalten am Freitag Vormittag in München an, Bernhard holt mich ab, die Kinder haben ein Weißwurst-Frühstück vorbereitet – Abends steh ich auf der Bühne! Alles bestens!

Unser Haus in München ist jetzt eine gut gehende Wohngemeinschaft, mit unserem Sohn als WG-Sprecher. Die Freunde der Kinder fühlen sich wohl bei uns. Ich stelle nach ein paar Tagen fest, dass ich für eine WG definitiv nicht mehr geeignet bin! Irgendwie fühl ich mich ein bisschen als „Fremdkörper“, aber die meiste Zeit bin ich ja sowieso unterwegs. Meine Vorstellungen sind gut gebucht, bzw ausverkauft – eine erfolgreiche vorletzte Tour!

Der Rückflug nach Shenyang verläuft wie geplant – jetzt kann ich es (hoffentlich) … fliegen!
Peter freut sich, dass ich wieder da bin und langsam komm ich hier wirklich an. Es ist nicht „Heimat“, aber für die nächsten 3 Jahre „Zuhause“.

Seit 3 Wochen bin ich stolze Radl-Besitzerin und hab mich auch schon der Verkehrssituation angepasst. Als Radlfahrer darfst du hier alles: Sowohl auf der Fahrbahn, als auch auf dem Fußgänger – und Radlweg fahren, auch in die entgegengesetzte Richtung. Verkehrt die Einbahnstrasse rein, und durch die Fußgängerzone! Das einzige worauf du achten musst: dass’d ned z’amm g’fahrn wirst – du hast hier als Radler keine Rechte und als Fußgänger noch weniger!  Meine Klingel kannst vergessen, wenn’s eng wird schrei ich ganz laut „auf d’Seit’n“… dann springens, di Chinesen. Fremde Sprache in dieser Frequenz hört man hier nicht oft!
Fahrrad
Peter wenn mich sehen würde, hätte schon mehrfach einen Herzstillstand erlitten. Aber… ich komm mit meinem Radl überall hin und fühl mich frei und unabhängig!

Und dann war er plötzlich da – der Geburtstag mit der neuen „Vorwahl“!
Wir sind vom 14.-17.3. nach Xi’an geflogen. Eine sehr schöne Stadt und vor Peking die Hauptstadt Chinas. Wir haben etwas abseits im „Hot Spring Hotel“ gebucht und uns kurz nach der Ankunft  gleich in die heißen Quellen-Becken (38°-42° C)  gelegt – da wirst vielleicht miad. Es gab ein Becken (kalt) mit kleinen Fischen drin, die fressen dir den ganzen Grind von den Füßen und Beinen – war ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber hernach hatten wir ganz zarte Wadln!
Am Freitag war Museen und Tempel

Tempel – Besichtigungstag  und – Achtung Mädels!! – der Weg zur großen Moschee führt durch eine gaaaanz lange Marktstraße.
Xian
Ein Traum. Das war was für meine Krämerseele!!! Handeln hab ich nach anfänglichen Schwierigkeiten auch schon gelernt. Essstäbchen z.B. hab ich von 180 Yuan auf 100 Y (100 Y ~ 12 €) runtergehandelt, hihihi, die am übernächsten Stand sieht das und ruft mir nach: „I give you the same for fourty!“. Jetzt war ich in Fahrt und hab dann 2 Packungen für 70 Y bekommen. Noch Tischvorleger, Schals usw – alles Dinge die man „wirklich“ braucht!
Shopping
Soviel zum Thema Shopping!
Am Samstag mieteten wir uns Radl  undRaslfahrn

sind auf der Stadtmauer (ca. 14 km) rund um die Innenstadt gefahren. Im Buddhisten-Kloster hab ich mehrere Räucherstäbchen angezündet
Kerzen
– der eine oder andere wird’s schon brauchen können!
Auf’m  Heimweg ist uns noch was Nettes passiert. Abends bekommt man schwer ein Taxi und wenn, dann ist nicht gewährleistet, dass dich der Fahrer auch mit nimmt. Wir warten schon seit mindestens 20 Minuten am Straßenrand. Ein Polizist beobachtet uns und fragt auf Englisch, ob wir ein Problem hätten. „Wir warten auf ein Taxi!“. „Moooment!“. Er telefoniert kurz (anscheinend erfolglos), sieht ein Taxi – hält den 4-spurigen Verkehr an – pfeift das Taxi von der ganz linken auf die ganz rechte Spur – sagt dem Taxifahrer (der uns jetzt fahren muss!) unser Hotel und wartet bis wir losfahren. Peter hatte ihm eine Visitenkarte gegeben und 2 Stunden später war schon seine Email da, in der er sich erkundigt, ob alles geklappt hat und er anbietet uns bei Schwierigkeiten gerne wieder zu helfen.
…und am Sonntag waren wir dann bei der berühmten Terrakotta-Armee. Vorher hat uns der Taxifahrer noch (in der Hoffnung, dass wir was kaufen) zu einem Jade-Laden gefahren. Da konnte ich natürlich nicht widerstehen und er hat seine Prozente kriegt!
Führerin
Im Museum hatten wir eine sehr angenehme Führerin, die uns alles verständlich erklärte. Tonpferde

Ist ein sehr mystischer Ort und sehr beeindruckend. Wenn man bedenkt, dass zeitweise bis zu 700 000 Menschen gleichzeitig an dieser Anlage gearbeitet haben, möchte man gar nicht wissen wie viele dabei gestorben sind. Hat mich sehr berührt.
Anna M.Terracotta Army
Unser Tip für Chinabesucher: Unbedingt einplanen!
Anschließend hat uns die nette Dame noch in eine Seidenfabrik geführt und wir „mussten“ nach der Besichtigung unbedingt Seidenbetten kaufen. Die werden vakuumiert, damit sie besser in die Koffer passen – schlau gell!!

Zurück in Shenyang: Jeden 1. Dienstag im Monat ist „Kennenlern-Stammtisch“ der Expat-Frauen! Von 70 eingeladenen waren wir zu 6! Macht nix, es war sehr lustig und informativ.

Ostern fällt hier komplett aus – keine Feiertage – ein ganz normales Wochenende. Nachdem’s hier nur braune Eier gibt, fiel der Versuch mit Spinat und roten Zwiebelschalen Eier zu färben, eher unbefriedigend aus.
Ostersonntag haben wir mit einer Kollegin von Peter „Ostergefrühstückt“, somit ist  es nicht ganz an uns vorüber gegangen!

So, jetzt muss ich wieder an die Arbeit! …Während meiner Abwesenheit wurde für Juni ein „Bayerischer – Abend“ im Hotel Sofitel in Shenyang geplant, und das bedarf  einer gründlichen Vorbereitung…
Ich glaub, langweilig wird’s mir nicht!!

Zwischen 11.4. – 23.4. 2013 spiele ich mit ein bißchen Wehmut meine vorerst letzten Termine. Ich würde mich freuen, den ein oder anderen Besucher nochmal begrüßen zu dürfen!

它很好, und frohe Grüße aus China

von Ihrer / Eurer

Annamirl