Lage III.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

Hurra, ich hab‘ den chinesischen Führerschein.

Weder der deutsche noch der internationale Führerschein sind in China gültig. Um in China ein Auto fahren zu dürfen muss ich im hohen Alter noch einmal eine Führerscheinprüfung machen. Mein deutscher „Lappen“ wird gegen eine saftige Gebühr übersetzt

300 RMB ~ 38 Euro.
Übersetzerlohn.

und deshalb brauche ich weder Fahrstunden nehmen noch eine praktische Prüfung ablegen. Weitere Hürden sind jedoch zu nehmen:

Am Donnerstag 9. Mai 2013 treffen sich 8 Menschen (einer davon bin ich) die alle den Führerschein machen wollen, zum Medical Check am BBA Werk Haupteingang. Wir begrüßen uns, machen uns bekannt und ich frag in die Runde, ob, falls ein Farbtest anstünde, mir bitte jemand behilflich sein könnte, da ich rot-grün-blind sei. Sagt ein junger BBA Mitarbeiter: „Ich auch“.
Jeder weiß Bescheid und wir lassen die Situation auf uns zukommen. Wir werden mit einem Kleinbus zur Führerscheinprüfungsstelle gefahren. Eine Schlange von ca. 50 Chinesen wartet darauf untersucht zu werden. Unsere Dolmetscherin geht mit uns ganz vorne hin, zeigt unsere Ausweise her und wir können sofort rein – so macht man sich auch in China Freunde. Es gibt giftige Blicke und laute Worte, die wir Gottseidank nicht verstehen.

Tarffic Police in Shenyang.
Führerscheinbehörde.

Und schon geht’s los: Zuerst wird das Foto für den chinesischen Führerschein gemacht. Weiter geht es (alle 8 im Gänsemarsch hintereinander) in den Untersuchungsraum.

Sehtest: Brille abnehmen: „Dann bin i blind!“ Nach einigem hin und her darf ich die Brille anbehalten. Man muss erkennen, auf welcher Seite die „E“s offen sind. Easy.

Farbtest: Jetzt wird’s spannend! Matthias (Namen von der Redaktion geändert) bekommt von Shelly eingesagt und ist erfolgreich durch! Dann bin ich dran und kann auf den Bildern die mir gezeigt werden, wie erwartet, nichts erkennen. Dimitrios steht hinter mir und nimmt sein Handy aus der Tasche: „Dimitrios! Bitte nicht ausgerechnet jetzt telefonieren!“ Aber Dimitrios ist schlau und spricht ins Handy, damit’s nicht so auffällt, dass er auf Deutsch vorsagt: „Du siehst die Zahlen 9, 2, 8 und oben siehst du ein Pferd!“ Ich seh‘ zwar weder Zahlen noch ein Pferd, aber wiederhole brav auf Englisch (das versteht die Amtsperson) und der Farbtest ist vorbildlich absolviert. Danke Dimitrios, du hast mich gerettet!

Körperlicher Eignungstest: Besteht aus folgenden Übungen: Mit beiden Händen gleichzeitig eine Faust machen, 2x öffnen und schließen und anschließend einer Kniebeuge. Das kann ich grad noch!

Uff – geschafft – körperlich fahrtüchtig!

Alle 8 haben den Medical Check bestanden und auf die Frage, wer gleich zum nächsten Termin die theoretische Prüfung machen will, melden sich 4 (einer davon bin wieder ich). Der 15. Mai 2013 wird der große Tag sein. Peter ist auf Dienstreise in München. Ich verrat ihm mal vorsichtshalber nichts – sogottwill und ich bestehe überrasch ich ihn mit’m Führerschein, wenn nicht, weiß er nicht, dass ich durchgefallen bin. Mei bin i schlau!

Nun geht’s ans Lernen! Peter hat mir vor Wochen schon eine App mit ca 1000 Fragen auf mein iPad runtergeladen. Die deutsche Übersetzung ist eine Katastrophe – man muss erst mal überlegen: „Was will mir der Chinese sagen?!“ Hier ein paar Kostproben:

Was ist die wichtigste Auswirkung von Bergstrassen auf sicheres Fahren:

a) Verkehrsbedingungen sind einfach, nur bergauf und bergab
b) Die Steigung hat scharfe Kurven mit unzureichender Sichtweite
c) Die Verkehrsdichte steigt, nur wenig Strassenschilder
d) Beim Fahren eines Bergs hinunter kann der Fahrer des Motors drehen

Was ist die wichtigste Eigenschaft von Fußgänger in Straßenverkehr?

 a) Sie versammeln sich schnell zu einer Menschenmenge
b) Sie sind unsicher
c) Sie laufen herum und änder unwillkürlich die Richtung
d) Sie sind träge

Frauen mit Stöckelschuhen leisten keinen Beitrag zu sicherem Fahren

a) richtig
b) falsch (diese Frage ist halt einfach nur lustig, aber – fahren mit Stöckelschuhen wird mit 1 Punkt bestraft)

Was passiert während der Nacht mit den Lichtern bei der Annäherung an eine Kurve?

a) Sie verlassen die Strasse
b) Sie bewegen sich an den Strassenrand
c) Nichts
d) Fernlicht wird zu Ablendlicht

Die ist auch gut:
Bei Studenten, die Strasse überqueren wollen sollte der Fahrer

a) Beschleunigen, bevor sie passieren
b) Halten sie an der Linie
c) Geschwindigkeit reduzieren und langsam durchfahren
d) Kontinuierlich hupen (das wird hier am liebsten gemacht und zwar bei jeder Gelegenheit) Ich glaube die schlimmste Strafe für einen Chinesen wäre, wenn man ihm die Hupe ausbaut!

Fahrer im Alter von 60 Jahren müssen eine Nachweis der körperlichen Verfassung unterbreiten…….?

a) Alle 3 Jahre
b) Alle 2 Jahre
c) Alle 6 Monat
d) Jedes Jahr
d stimmt – ich muss also jedes Jahr zum Medical Check, den Seh- und Farbtest, 2 mal Faust auf und zu und eine Kniebeuge machen. Wer das übersieht, muss den Führerschein nochmal ganz neu machen!

Mittwoch der 15. Mai naht mit Riesenschritten!

Vehicle Management Station.
Wir können auch nicht-chinesisch.

Wir, das sind Shelly, Dimitrios, Matthias (Namen von der Redaktion geändert) und ich treffen uns sichtlich nervös am Haupteingang und fahren mit dem Kleinbus wieder zur Führerscheinprüfungsstelle. Eine riesige doppelschwänzige Menschenschlange steht in ordentlicher Reihe auf dem Gelände und wartet auf irgendwas.

Abschreckendes Beispiel.
Exponat zur Demonstration wie man es nicht machen sollte.

Wir marschieren dran vorbei in Richtung Prüfungsgebäude, werden umgehend zurück gepfiffen und angehalten uns hinten anzustellen. Unsere Übersetzerin meint: „Wahrscheinlich wieder ein neues Gesetz!“ Da stehn wir dann also und nach geraumer Zeit meint unsere Dame, sie könnte ja mal fragen was los ist. Nach längeren Verhandlungen kommt sie wieder mit der Botschaft: „Alle elektronischen Systeme sind ausgefallen und wir stehen in der Schlange (an ca. 138. Stelle) und warten auf den Shuttle-Bus, der uns zu einer anderen Prüfungs-Filiale bringt.“

Warum passiert so was immer, wenn ich dabei bin?!

Soweit so schlecht – keine Chance zum Vordrängeln. Bis der erste Bus kommt, dauert’s ca. eine Stunde. Wir haben natürlich keinen Platz mehr und müssen weitere 30 Minuten auf den nächsten warten.
Genügend Zeit um Unsicherheit zu verbreiten:
„Wisst ihr überhaupt, dass mindestens 300 Fragen gar nicht auf unserer Führerschein-App sind?“
„Nein, außerdem hab ich vergessen, wie viel Jahre man bei Unfall mit Todesfolge und Fahrerflucht ins Gefängnis muss?“
„10 Jahre!“
„Nein 3-7!“ „Na toll!“
Die Verwirrung ist perfekt!
Jetzt verfliegt sich zu allem Überfluss noch eine Biene ins Hemd von Dimitrios und sticht ihn. Ich hab ja immer ein Notfallset mit Pinzette und Calcium dabei und leiste „Erste Hilfe“.
Soviel Pech muss sich ja in Glück verwandeln!
Endlich kommt der zweite Bus.
Nach 20 Minuten sind wir in der anderen Filiale.
Wieder die gleiche Menschenmenge. Wir stehen (wieder an ca. 138. Stelle) vor einer Art Klassenzimmer mit 2er Tischen, die in der Mitte, vorne und links und rechts durch eine Plexiglasscheibe getrennt sing. Immer, wenn einer fertig ist, kann der Nächste rein. Endlich bin ich dran. Mein Adrenalinspiegel steigt ins Unermessliche! Ich bekomme von einem Herrn in Uniform einen Platz angewiesen und die Auflage meinen Kopf nicht zu sehr zu bewegen. In der Minikabine ist nämlich neben dem PC eine Kamera installiert, damit „Big Brother“ beobachten kann, ob du spickst. Außerdem patrouilliert Wachpersonal durch die Bankreihen.
Unsere Dolmetscherin erklärt mir nochmal die Regeln:
Um zu bestehen müssen von 100 Fragen mindestens 90 in 45 Minuten richtig beantwortet werden.
Dann mal los!
Ich drücke den Startknopf.
x steht für nein und ein Haken für ja. Ansonsten gilt es a, b, c oder d zu drücken.
Die Fragen sind noch dämlicher formuliert als auf der App, und es sind tatsächlich welche dabei, von denen ich noch nie gehört hab. Egal – muss ich raten!
Dann die Frage: Welches Verkehrszeichen ist dieses Schild?
Ist aber kein Schild abgebildet!
Ich lasse die Dolmetscherin rufen – die kann mir auch nicht weiterhelfen! Wurscht! Ich drücke eine der 4 Antworten.
Panik macht sich langsam breit! Wenn ich eine Frage nicht beantworten kann, geh ich zur nächsten und manche beantworten sich dann von selber.
Nach 43 Minuten bin ich fertig und kurz vorm Herzkasperl! Selbiges ist aus dem Rhythmus und schlägt wild um sich! Mit zitterndem Finger drück ich den ok Knopf – und:
Tattaaaa der Kandidat hat 95 Punkte!
Tränen der Erleichterung schießen mir in die Augen.
Total glücklich verlasse ich den Raum und finde die anderen 3 (nebst Dolmetscherin),  draußen auf einer Bank. Am betretenen Gesichtsausdruck der Jungs kann man sehen: „Leider nicht bestanden“

Mai 2013 in Shenyang.
Prüflinge.

Wir 2 Mädels haben’s geschafft. Ich hatte mit 95 die höchste Punktzahl (alte Strebersau!!). Um 18.00 war ich endlich zu Hause. Allein! Ich lese meine Mails und finde eine Nachricht von Peter. Er hat mir noch ein paar Fragen zum Lernen geschickt. Ich ruf ihn an und sag: „Danke, aber die brauch ich nicht mehr!“ „Warum, willst ihn doch nicht machen!“ „Nein!“ – Pause – „Weil ich ihn schon hab!“ 3 Sekunden Überraschungsschweigen – das Gesicht hätt‘ ich so gern gesehen – dann der Glückwunsch! Da hat er g’spitzt, der Gatte! Diesen Alleingang hat er mir nicht zugetraut! Eine Bekannte ruft an und erkundigt sich wie`s gelaufen ist: „Gut!“ „Komm zu uns, das müss ma feiern! Wir haben leider keinen Sekt!“ „Aber ich hab 2 Flaschen gebunkert – für alle Fälle – egal wie’s ausgegangen wär!“ So bin ich doch noch zu einer „Siegesfeier“ gekommen!

Am darauf folgendem Mittwoch war Peter wieder da und hat meinen Führerschein im BBA Büro abgeholt.

Chinesischer Lappen.
Was ist das Triple der Bayern? HIER IST DAS DING!

Er hat mir auch gleich das Steuer überlassen. Der Verkehr ist schon sehr gewöhnungsbedürftig – vor allem die Fußgänger und Radlfahrer sind für mich nicht berechenbar, die halten sich an gar nichts (ich ja auch nicht, wenn ich mit’m Radl unterwegs bin)!
Es gibt hier noch viele Verkehrspolizisten, die in den Kreuzungen auf Podesten stehen.
Egal wie die winken, das interessiert weder die Fußgänger, noch die Mopedfahrer, noch die Radler. Die armen müssen froh sein, wenn sie den Tag überleben. Jeder fährt wie’s ihm passt und keine Sau hält sich an irgendwelche Regeln. Nur die Autofahrer halten an den Ampeln. Bei Rot durchzufahren gibt nämlich 6 Punkte (das Punktesystem beträgt 12 pro Jahr, dann ist der Lappen weg). Auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Autobahn werden (meistens) eingehalten – Blitzer sind reichlich vorhanden!
Ja, Peter kann jetzt trinken, und ich fahr heim.

BMW 535Li. Hergestellt von BBA.
Unser Auto in China.
Am Steuer in China.
安娜玛丽亚间谍 am Steuer.

Mein nächstes Projekt ist am 16. Juni 2013 der:
“Kulturschock – ein Bayerischer Abend“ mit:

Annamirl Spies
Stefan Sütterlin (Gitarre)
Daniel Marr (Diatonische Ziach)
Moderation: Reinhard Althammer

Seit 2 Wochen haben wir Temperaturen zwischen 26° und 32°. Der Frühling dauert ca. 2 – 3  Wochen, dann geht’s gleich in den Sommer über. Man kann sagen: Die Bluse löst den Daunenmantel ab. In der Tagesschau sehen wir jeden Tag das Wetterdrama in Deutschland und leiden mit euch.

Chinesischer See Anfang Juni 2013.
Chaihe Reservoir bei Yinzhou.

Außerdem haben wir in der SZ gelesen, das neue Traumpaar: Deutschland und China! Hier bekommt man von Politik nicht viel mit, weil’s die meisten Chinesen nicht interessiert.

它很好, und frohe Grüße aus China

von Ihrer / Eurer

Annamirl

Im chinesischen Wald.
Viele Grüße von Annamirl und Peter.

Lage II.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

wie die Zeit vergeht! Seit vier Wochen bin ich seit meinem ersten Heimaturlaub schon wieder in Shenyang. Beim Heimflug gab’s allerdings wieder eine mittlere Katastrophe: Mittwoch 23.1. 2013 sollte der Abflug nach Frankfurt/München sein. Ich mach noch die Wäsche, räum‘ auf und vertrödle den Tag.
Peter holt mich um 20.00 Uhr ab, wir gehen noch essen und fahren dann zum Flughafen. Der ist menschenleer. Kein Schalter auf! Bitte nicht schon wieder wegen Schneechaos… Aber dann müsste man Durchsagen hören! Nichts!
Peter: „Ich dreh‘ schnell eine Runde, dann denk ich nach!“
Währenddessen hol ich mein Ticket raus und schau nach: Do, 23.01. 00.20 Uhr – ja es Donnerstag und 23.00 Uhr  –  ich hab also noch über eine Stunde Zeit. Ich lese nochmal Donnerstag, der 23.01. 00.20 Uhr! Dauert eine Weile, bis ich draufkomm‘ –  und dann der Schock —- wie blöd muss man sein!!! 00.20 Uhr ist auch Donnerstag, auch wenn er erst 20 Minuten alt ist! Wir sind also 23 Stunden zu spät dran! Ich spiel am Freitag in der Friedenskirche in Dachau – seit Monaten gebucht – alles erwartet mich – der Supergau! Als Peter wieder kommt krieg vorsichtshalber erst mal einen hysterischen Anfall und schrei den Ahnungslosen an: „Dass ich blöd bin weiß ich, aber dass du genauso blöd bist…..usw!!!“ „Lass uns nachdenken“ „ICH KANN JETZT NICHT DENKEN!!!“ Ich kann nur heulen … das tu ich auch, und zwar während der ganzen Heimfahrt!
An Schlaf ist bei mir nicht mehr zu denken. Ich mach mir ein Flascherl Wein auf und  beruhige mich halbwegs. Und um 3.00 Uhr schwank ich ins Bett.
Peters chinesische Mitarbeiterin hilft uns den Flug umzubuchen und ich bekomme noch einen Platz in der Maschine am Freitag 00.20 Uhr. …das passiert uns nicht mehr!
Ich komme wohlbehalten am Freitag Vormittag in München an, Bernhard holt mich ab, die Kinder haben ein Weißwurst-Frühstück vorbereitet – Abends steh ich auf der Bühne! Alles bestens!

Unser Haus in München ist jetzt eine gut gehende Wohngemeinschaft, mit unserem Sohn als WG-Sprecher. Die Freunde der Kinder fühlen sich wohl bei uns. Ich stelle nach ein paar Tagen fest, dass ich für eine WG definitiv nicht mehr geeignet bin! Irgendwie fühl ich mich ein bisschen als „Fremdkörper“, aber die meiste Zeit bin ich ja sowieso unterwegs. Meine Vorstellungen sind gut gebucht, bzw ausverkauft – eine erfolgreiche vorletzte Tour!

Der Rückflug nach Shenyang verläuft wie geplant – jetzt kann ich es (hoffentlich) … fliegen!
Peter freut sich, dass ich wieder da bin und langsam komm ich hier wirklich an. Es ist nicht „Heimat“, aber für die nächsten 3 Jahre „Zuhause“.

Seit 3 Wochen bin ich stolze Radl-Besitzerin und hab mich auch schon der Verkehrssituation angepasst. Als Radlfahrer darfst du hier alles: Sowohl auf der Fahrbahn, als auch auf dem Fußgänger – und Radlweg fahren, auch in die entgegengesetzte Richtung. Verkehrt die Einbahnstrasse rein, und durch die Fußgängerzone! Das einzige worauf du achten musst: dass’d ned z’amm g’fahrn wirst – du hast hier als Radler keine Rechte und als Fußgänger noch weniger!  Meine Klingel kannst vergessen, wenn’s eng wird schrei ich ganz laut „auf d’Seit’n“… dann springens, di Chinesen. Fremde Sprache in dieser Frequenz hört man hier nicht oft!
Fahrrad
Peter wenn mich sehen würde, hätte schon mehrfach einen Herzstillstand erlitten. Aber… ich komm mit meinem Radl überall hin und fühl mich frei und unabhängig!

Und dann war er plötzlich da – der Geburtstag mit der neuen „Vorwahl“!
Wir sind vom 14.-17.3. nach Xi’an geflogen. Eine sehr schöne Stadt und vor Peking die Hauptstadt Chinas. Wir haben etwas abseits im „Hot Spring Hotel“ gebucht und uns kurz nach der Ankunft  gleich in die heißen Quellen-Becken (38°-42° C)  gelegt – da wirst vielleicht miad. Es gab ein Becken (kalt) mit kleinen Fischen drin, die fressen dir den ganzen Grind von den Füßen und Beinen – war ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber hernach hatten wir ganz zarte Wadln!
Am Freitag war Museen und Tempel

Tempel – Besichtigungstag  und – Achtung Mädels!! – der Weg zur großen Moschee führt durch eine gaaaanz lange Marktstraße.
Xian
Ein Traum. Das war was für meine Krämerseele!!! Handeln hab ich nach anfänglichen Schwierigkeiten auch schon gelernt. Essstäbchen z.B. hab ich von 180 Yuan auf 100 Y (100 Y ~ 12 €) runtergehandelt, hihihi, die am übernächsten Stand sieht das und ruft mir nach: „I give you the same for fourty!“. Jetzt war ich in Fahrt und hab dann 2 Packungen für 70 Y bekommen. Noch Tischvorleger, Schals usw – alles Dinge die man „wirklich“ braucht!
Shopping
Soviel zum Thema Shopping!
Am Samstag mieteten wir uns Radl  undRaslfahrn

sind auf der Stadtmauer (ca. 14 km) rund um die Innenstadt gefahren. Im Buddhisten-Kloster hab ich mehrere Räucherstäbchen angezündet
Kerzen
– der eine oder andere wird’s schon brauchen können!
Auf’m  Heimweg ist uns noch was Nettes passiert. Abends bekommt man schwer ein Taxi und wenn, dann ist nicht gewährleistet, dass dich der Fahrer auch mit nimmt. Wir warten schon seit mindestens 20 Minuten am Straßenrand. Ein Polizist beobachtet uns und fragt auf Englisch, ob wir ein Problem hätten. „Wir warten auf ein Taxi!“. „Moooment!“. Er telefoniert kurz (anscheinend erfolglos), sieht ein Taxi – hält den 4-spurigen Verkehr an – pfeift das Taxi von der ganz linken auf die ganz rechte Spur – sagt dem Taxifahrer (der uns jetzt fahren muss!) unser Hotel und wartet bis wir losfahren. Peter hatte ihm eine Visitenkarte gegeben und 2 Stunden später war schon seine Email da, in der er sich erkundigt, ob alles geklappt hat und er anbietet uns bei Schwierigkeiten gerne wieder zu helfen.
…und am Sonntag waren wir dann bei der berühmten Terrakotta-Armee. Vorher hat uns der Taxifahrer noch (in der Hoffnung, dass wir was kaufen) zu einem Jade-Laden gefahren. Da konnte ich natürlich nicht widerstehen und er hat seine Prozente kriegt!
Führerin
Im Museum hatten wir eine sehr angenehme Führerin, die uns alles verständlich erklärte. Tonpferde

Ist ein sehr mystischer Ort und sehr beeindruckend. Wenn man bedenkt, dass zeitweise bis zu 700 000 Menschen gleichzeitig an dieser Anlage gearbeitet haben, möchte man gar nicht wissen wie viele dabei gestorben sind. Hat mich sehr berührt.
Anna M.Terracotta Army
Unser Tip für Chinabesucher: Unbedingt einplanen!
Anschließend hat uns die nette Dame noch in eine Seidenfabrik geführt und wir „mussten“ nach der Besichtigung unbedingt Seidenbetten kaufen. Die werden vakuumiert, damit sie besser in die Koffer passen – schlau gell!!

Zurück in Shenyang: Jeden 1. Dienstag im Monat ist „Kennenlern-Stammtisch“ der Expat-Frauen! Von 70 eingeladenen waren wir zu 6! Macht nix, es war sehr lustig und informativ.

Ostern fällt hier komplett aus – keine Feiertage – ein ganz normales Wochenende. Nachdem’s hier nur braune Eier gibt, fiel der Versuch mit Spinat und roten Zwiebelschalen Eier zu färben, eher unbefriedigend aus.
Ostersonntag haben wir mit einer Kollegin von Peter „Ostergefrühstückt“, somit ist  es nicht ganz an uns vorüber gegangen!

So, jetzt muss ich wieder an die Arbeit! …Während meiner Abwesenheit wurde für Juni ein „Bayerischer – Abend“ im Hotel Sofitel in Shenyang geplant, und das bedarf  einer gründlichen Vorbereitung…
Ich glaub, langweilig wird’s mir nicht!!

Zwischen 11.4. – 23.4. 2013 spiele ich mit ein bißchen Wehmut meine vorerst letzten Termine. Ich würde mich freuen, den ein oder anderen Besucher nochmal begrüßen zu dürfen!

它很好, und frohe Grüße aus China

von Ihrer / Eurer

Annamirl

Angekommen.

Hochverehrtes Publikum, liebe Freunde,

seit 4 Wochen bin ich jetzt schon in China und es geht mir seeehr gut!

Der Flug nach Shenyang war allerdings ein Kapitel für sich!!! Meine Kinder und zwei Freundinnen haben mich am Flughafen München mit einem Glas Prosecco verabschiedet und bis zur Sicherheitsschleuse begleitet! Im Dutyfree ich hab mich noch mit einer Chanel Creme großflächig, 3-lagig eingecremt – schon hast du 100 € im Gesicht!! Dann ab zum Gate! Pünktlich um 16.30 Uhr sitze ich in der Maschine nach Frankfurt.

17.00: Wäre Abflugzeit, aber nichts rührt sich!
17.10: „Meine Damen und Herren. Wir fliegen mit leichter Verspätung!“ noch bin ich entspannt!
17.20: „Wir bitten um ihr Verständnis, die Maschine muss enteist werden!“ Seit 3 Tagen schneit es in München, natürlich muss man enteisen, aber doch vor 17.00 Uhr!!!!
17.30: Es werden gekühlte Getränke gereicht, und ich werde nervös!
17.45: „Wir stehen bereits in der Warteschleife und haben nur noch 5 (in Worten – fünf) Maschinen vor uns!“
18.05: Wir heben endlich ab! Auf meine Frage, ob ich denn die Maschine nach Peking um 19.15 noch erreichen würde, meint der Steward: „Könnte knapp werden, aber es ist zu schaffen.“ „Und mein Gepäck, schafft’s das auch?“ „Eher nicht, aber es kommt während der nächsten Tage bestimmt in Shenyang an!“ Na toll!! In meinem Koffer befinden sich ca. 2kg Plätzchen, ein 3kg Stollen von der Schwiegermutter und Unmengen Pralinen. Der Zoll wird a Gaudi haben!!
18.45: Nach der Landung rase ich aus dem Flugzeug in Richtung B26. Unterwegs frage ich eine sehr nette chinesische Lufthansa Mitarbeiterin, wie weit es denn noch zu Gate B26 wäre? „Müssen 20 Minuten in diese Lichtung laufen, aber Maschine nach Peking nigt mehl elwischen!!! Bitte gehen hintel mich zu Schaltel!“

Die freundliche Dame am Schalter macht sich gleich kundig, ist entzückt von meinem Dialekt (sie ist Aschaffenburgerin) und freut sich über eine „Landsmännin“!

Allmählich entspann ich mich, kann ja eh nix mehr machen.

„Wollen sie über Hongkong fliegen?“ – „Nein!“

„Über Shanghai?“ „Nein! Am liebsten direkt nach Shenyang“

Nach gefühlten 2 Stunden: „Ich glaub ich hab einen Direktflug für Sie!“ „Wann?“

„Morgen um 22.00 Uhr!“ „In 27 Stunden!?!? Wo übernachte ich?“

„Im Sheraton, gleich gegenüber! Natürlich auf LH – Kosten!“

Alles klar!

Jetzt fällt mir der Satz einer Freundin wieder ein! „Wenn du mal den Anschlussflug verpasst, brauchst du nur 1 Wort – in allen Sprachen gleich: ‚GRAND-HOTEL!!’“

Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Satz so schnell für mich von Bedeutung sein könnte!!

Flug und Gepäck werden umgebucht. Ich bekomme noch einen 30€ Essensgutschein, gehe ins Sheraton und bekomme bis nächsten Tag 13.00 Uhr ein Zimmer. Im Restaurant bestelle ich mir als Henkersmahlzeit einen Hamburger (mit Majo, Gorgonzola, Krautsalat und Pommes), weil ich den wahrscheinlich so schnell nicht mehr bekomme.

Den Gutschein versauf‘ ich an der Hotelbar.

Mir fällt jetzt erst auf – ich hab ja nicht mal eine Zahnbürste, nur mein Handtascherl und die Laptop-Tasche!! Wurscht!

Nächsten Tag um 14.00 bin ich wieder am Flughafen. Erst mal rein in den Dutyfree und eine Gesichtspflege von Dior aufgetragen, schließlich gönne ich mir noch eine Handcreme von Sisley.

Ja – und dann verbringe ich 8 Stunden in der Business-Lounge. Am lauten Schmatzen höre ich, dass ein Chinese hinter mir sitzt. Das nenn‘ ich Einstimmung!!

Um 21.30 Uhr sitz‘ ich endlich im Flugzeug! Die Maschine ist nicht mal zu einem Drittel besetzt, eine ganze Reihe ist für mich. Die nette Stewardess schüttet mich mit bestem Wein zu und ich bin mit der Welt wieder versöhnt!

Pünktlich um 15.30 Uhr Ortszeit schlagen wir in Shenyang auf!

Ich bin in 20 Sekunden problemlos durch den Zoll. Die Zollbeamten, die sich das Röntgenbild meines Koffers ansehen sollten, schlafen.

Endlich bei Peter! Dieser hat am Vortag seinen chinesischen Führerschein gemacht und bestanden, bekommt ihn aber erst in ein paar Tagen ausgehändigt. Also fährt uns sein Chauffeur heim.

Die Wohnung wirkt noch seltsam unbewohnt! Aber die wichtigsten Dinge wie: Nescaffe, Nudeln, Tomatensoße, Nutella und Müsli sind da. Ich komme mir vor wie ein Eindringling in einen wohl geordneten Männer-Single-Haushalt. Da gibt’s noch viel für mich zu tun.

Die ersten Tage verbringe ich hauptsächlich bei Ikea, in der Metro und bei Carrefour (einem französischen Discounter, der hier stark vertreten ist). Aus allen Lautsprechern dröhnen amerikanische Weihnachtslieder und „Stille Nacht“ in allen Sprachen, obwohl`s das Weihnachtsfest, wie wir es kennen, gar nicht gibt!

Gefahren werde ich immer von Herrn Nin, unserem Chauffeur, der es sich auch nicht nehmen lässt mir den Einkaufswagen zu schieben.

Langsam wird’s wohnlicher. Der Eindringling macht sich breit.

Einer von Peters Kollegen hat für uns einen Christbaum organisiert, eine chinesische Fichte mit Wurzelballen. Die wurde leider schon Ende Oktober ausgegraben und nadelt schon beim Anschaun. Geschmückt ist sie jedoch der schönste Christbaum, den man sich vorstellen kann!

Christbaum Shenyang 2012
Christbaum Shenyang 2012

Jetzt können unsere Kinderlein kommen!

Am 22.12. sind sie da. Ich bin am Nachmittag zu einer katholischen Hausmesse mit einem deutschen Pfarrer, einem Kölner, der für die Gemeinden in China zuständig ist, eingeladen. Anschließend findet eine Weihnachtsfeier statt und ich lerne die ersten „Expats“ (heißt: Expatriot, also quasi: Entwurzelter) kennen. Jeder bringt was mit. Auf die Frage eines kleinen Mädchens, von wem denn diese leckeren Plätzchen seien, sagt die Hausfrau: Die sind von der netten Oma“ – und sie meinte MICH!! Da ist wird doch mein Programmtitel: „O MArianne hilf! Eine alleinerziehende Großmutter packt aus“ gleich ins rechte Licht gerückt!

Einer der Anwesenden kennt mich sogar noch von der Couplet-AG und will „was“ organisieren. Das wird bestimmt lustig!

An Heilig Abend gibt’s Pekingente (auf bayrische Art natürlich), Blaukraut und Knödel. Es ist das ruhigste Weihnachten, an das ich mich erinnern kann.

Für den 25.12. hat Peter Konzertkarten mit „Österreichischen Philharmonikern“ besorgt. Sowas hast du noch nicht erlebt. Schon allein die „Konzerthalle“ – wie ein Bahnhofssaal! Zu gehn tut’s wie im Wirtshaus. Im Vorraum (Foyer wäre übertrieben) werden Popcorn, Cola und Fanta verkauft. Ein Rumgerenne und Türenschlagen, während des Konzerts. Die Kinder spielen fangen und die Mütter laufen ihnen nach.

Weihnachtskonzert am 25.12.2012 in Shenyang
Weihnachtskonzert am 25.12.2012 in Shenyang
Kleiner Plausch mit dem Dirigenten Attila Szabo
Kleiner Plausch mit dem Dirigenten Attila Szabo.
Er trägt die traditionelle Jacke älterer chinesischer Männer.

Aber heimische Klänge, wie den Donauwalzer, oder den Radetzkimarsch zu hören, war schon sehr schön.

Die nächsten Tage verbringen wir mit Ausflügen: z. B. an die nordkoreanische Grenze (von uns nur 180 km entfernt).

An der nordkoreanischen Grenze: Yalu-Brücke im Süden von Dandong.
An der nordkoreanischen Grenze:
Yalu-Brücke im Süden von Dandong.

Hier ist auch ein Stück der chinesischen Mauer und wir sind die einzigen Besucher, die drauf rumspazieren. Der Wettergott ist gnädig – es hat nur -6°C.

Chinesische Mauer in den Hushan Bergen nördlich von Dandong.
Chinesische Mauer in den Hushan Bergen nördlich von Dandong.
Turm in der chinesischen Mauer - Great Wall.
Turm in der chinesischen Mauer – Great Wall.

Ach ja – das Wetter. Seit ich hier bin hatte es Temperaturen von -6° – -27°C. Das ist schon sehr zapfig. Aber es ist eine trockene Kälte und es ist fast immer sonnig!

Ab -20° geh‘ ich nicht mehr raus (wenn’s nicht sein muss), da schmerzt sonst das ganze Gesicht!

Eine Schipiste gibt’s auch in der Nähe. Silvester waren Peter, unser Sohn Bernhard und ein Kollege dort beim Schifahren.

Skifahren am 31.12.2012 in Shenyang Guai Po
Skifahren am 31.12.2012 in Shenyang Guai Po

Die Abfahrt dauert zwar nur ca. 2 Minuten, aber immerhin. Nachdem kaum ein Chinese eine eigene Schiausrüstung besitzt, kann man sich für wenig Geld alles ausleihen.

Abends essen wir in einem „Hot Pot“ (das ist chinesisches Fondue) Restaurant und fahren gut gesättigt heim. Vom 30. Stockwerk aus sehen wir in der Ferne 3 einsame Raketen hochsteigen. Wir knallen einen Schampuskorken in den Park runter, das war’s dann! Nein, noch nicht ganz — Peter hat „Dinner for one“ runtergeladen, ohne das, geht’s dann doch nicht!

In China wird am 10.02.13 das neue Jahr eingeläutet. Dann geht hier wirklich die Post ab!! In allen Kaufhäusern gibt’s jetzt schon massenweise Neujahrs-Artikel!

…….und wo bin ich, wenn hier endlich mal was los ist? Bei Euch in Deutschland!! Im Zeitraum vom 25.1. – 24.2. und vom 11.4. – 25.4. habe ich noch einige Vorstellungen, auf die ich mich sehr freue! Ich werde pünktlich, wie immer, an den Spielorten sein – die Anfahrt ist halt jetzt a bissl länger!

Johanna, unsere Jüngste hatte am 5.1. Geburtstag. Wir feierten rein und es gab traditionell, wie die vergangenen 15 Jahre „Peking-Ente“. Diesmal erstmalig im Erfinderland. War ähnlich wie bei uns.

Im Dongling Park östlich von Shenyang.
Im Dongling Park östlich von Shenyang.
Räucherstäbchen im Kloster beim Dongling Park.Was hat man angestellt, wenn solche Geräte geopfert werden müssen...
Räucherstäbchen im Kloster beim Dongling Park.
Was hat man angestellt, wenn solche Geräte geopfert werden müssen…

Dass ich jetzt 3 Jahre hier leben werde, hab ich noch nicht wirklich realisiert. Richtig angekommen bin ich noch nicht. Irgendwie fühlt es sich noch an, wie Urlaub in einer besonders schönen Ferienwohnung.

Das war’s erst mal für’s Erste

Jetzt wünsch‘ ich Ihnen / Euch allen, wenn auch leicht verspätet

ein wunderbares, erfolgreiches, gesundes und spannendes

neues Jahr.

Wir sehn uns bald wieder

它很好, und frohe Grüße aus China

von Ihrer / Eurer

Annamirl